Hybridrasensysteme unter der Lupe
Hybridrasensysteme kombinieren die Vorzüge der optimalen Bespielbarkeit von Naturrasen mit denen einer belastbaren und robusten Kunstrasenfläche. Dabei soll eine optimale Spieloberfläche geschaffen werden.
Hierzu hat Weitzel Sportstättenbau ein Projektteam gebildet, welches die verschiedenen Hybridrasensysteme auf dem Markt auf Ihre Vor- und Nachteile untersucht. Dabei wurden neben den Kosten für die Anschaffung und die Lebensdauer auch die Instandhaltung und eine umweltfreundliche Entsorgung berücksichtigt.
Hier nun unsere Einschätzung:
Hier werden 20 cm lange Kunststofffasern zur Stabilisierung in den Boden implantiert. Es werden dabei Polyethylen- und Polypropylenfasern mit einer Dicke von mindestens 1100 dtex verwendet.
Vorteile:
- Sehr gute Lebensdauer von 10-15 Jahren
- hohe Stabilität
- grüne Faserspitzen, welche selbst abgespielte Bereiche in flacher Kameraperspektive grün erscheinen lassen.
Nachteile:
- Nach Ablauf der Lebensdauer muss die Rasentragschicht zusammen mit den Kunststofffasern entsorgt werden.
- Hoher Aufwand in der Installation und Pflege.
- Teilerneuerungen sind aufwändig.
Fazit:
Dieser Kunstrasen ist aufwändig im Abbau. Eine Deponierung der verwendeten Stoffe ist kostenintensiv und vermeidbar. Zumindest in Deutschland wird dies nicht mehr angeboten. Alle von Weitzel zurückgebauten Flächen werden mit einer modifizierten Trommelsiebanlage in Fasergemische verarbeitet. Diese werden in kunststofffreien Sand und Boden und etwa 100 t Sand-Kunststoff-Gemisch getrennt. Dieses Gemisch muss natürlich entsorgt werden und wird üblicherweise thermisch verwertet.
Bei diesen Systemen wird eine Matte, sehr ähnlich einem normalen Kunstrasen ausgelegt, mit der Rasentragschicht gefüllt und eingesät. In anderen Ländern sind diese Systeme vor Allem im Profifußball vertreten. In Deutschland gibt es auch ein Produkt für den Amateur- und Breitensport.
Vorteile
- Sehr hohe Stabilität
- Gute Optik in der Kameraperspektive.
- Leichter Austausch von Bereichen
Nachteile
- Sehr begrenzte Lebensdauer, Rasenmatte zersetzt sich schnell und wird damit wasserundurchlässig
- Bei Wasserundurchlässigkeit ist die Fläche matschig und schlecht bespielbar
- Erste Schäden der Fläche oft bereits nach zwei bis sechs Jahren
- Jährliche Sommerrenovation ist häufig ohne Beschädigung der Kunstfaser nicht möglich
Fazit:
Wir haben Erfahrungen mit diesem Verfahren, halten es aber für technisch und ökologisch nicht einwandfrei, weshalb von dem Vertrieb inzwischen abgesehen wird.
Ausgebaut werden können die Matten nur durch Herausfräsen und damit zerkleinern und mischen der Kunstrasenmatte mit dem Naturrasen und den Bodenanteilen. Pro Platz umfasst das Gemisch etwa 400 t und lässt sich nach bisherigem Stand weder technisch noch wirtschaftlich trennen. Das bedeutet das Abfallprodukt dieses Systems muss deponiert werden.
Hierbei werden sehr feine Kunststofffasern (unter 300 dtex) in die Rasentragschicht eingemischt. Diese dreidimensional angeordneten Fasern stabilisieren die Rasentragschicht. In Deutschland findet sich dieses System hauptsächlich im Profifußball.
Vorteile
- Leichter Austausch von Bereichen mit Rollrasen
- Hohe Stabilität
- Technisch gute Funktionalität
Nachteile
- Teile des Kunstrasens gelangen sehr schnell in die Umwelt
- Aufwändige Entsorgung, da sich am Ende der Lebensdauer die Materialien nicht trennen lassen und deponiert werden müssen
Fazit
Interne Versuche zeigten schnell gute technische Funktionale Eigenschaften, ökologisch ist diese Variante umstritten. Die haarfeinen Fasern werden vom Sportplatz durch Wind und Wasser in die Randbereiche verweht und gelangen so direkt in die Umwelt. Auch dieses System lässt sich im Abbau nicht gut trennen, so dass mit jedem Ausbau circa 1.200 t zu deponierendes Material anfallen können.
Die guten Stabilitäts- und Funktionalitätsvorteile überwiegen hierbei nicht die gravierenden ökologischen Nachteile.
Der weltweit erste Hybridrasen mit Biokunststofffasern bringt sportliche Höchstleistung und Nachhaltigkeit wirtschaftlich in Einklang. Es handelt sich um Naturrasen, der mit speziellen Fasern aus Biokunststoff im Boden verstärkt ist und so dauerhaft eine stabile, absolut ebene und dichte Rasenfläche garantiert. Es handelt sich um eine Hybridrasentragschicht wie bei dem zuvor erläuterten System aber statt der polyolefinen Kunststoffe PLA verwendet wird.
In anderen Bereichen ist PLA häufig Greenwashing, z. B. weil es wegen der Form des Produkts gar nicht kompostiert werden kann, es auf Grund der Wirtschaftlichkeit nicht kompostiert wird oder der Endkunde es dem Kompostierungskreislauf nicht zuführen kann, wie z.B. Biomüllbeutel aus PLA.
Vorteile
- Selbst starke Beanspruchungen können ihm kaum etwas anhaben.
- Durch eine hohe Wasserdurchlässigkeit kann auch bei schlechtem Wetter gespielt werden.
- Der neue Hybridrasen ist im Pflegeaufwand überschaubar
- Im Kompostierverfahren ist der Rasen vollständig biologisch abbaubar.
- Der Kunststoff wird direkt in der Umwelt verwendet. Ein Austrag in umliegende Flächen und Gewässer ist möglich. Zwar baut sich PLA in der Umwelt erst nach circa 50 Jahren vollständig ab, allerdings dennoch viel schneller als polyolefine Kunststoffe, welche mehr als 400 Jahre für den Abbau benötigen.
- Das Schnittgut wird im Kompostwerk kompostiert. PLA zerfällt bei industrieller Kompostierung je nach Dauer der Heißrotte teilweise oder komplett, andere Kunststoffe dagegen gar nicht.
- Bei der Entsorgung kann die Rasentragschicht ins Kompostwerk gebracht werden. Dies kann nicht kostenlos geschehen und benötigt auf Grund der großen Menge wenig reaktiven Materials eine zeitlich genaue Absprache mit dem Kompostwerk.
- Auf Grund des größeren Faserdurchmessers und der höheren Faserlänge als bei anderen Hybridrasentragschichten, lassen sich die Fasern nahezu vollständig mit einer Trommelsiebanlage mit Windsichter aussieben. So können circa 100 t getrennt entsorgt bzw. thermisch verwertet werden.
Nachteile:
- Hohe Kosten
- Aus Umweltaspekten trotzdem extrem bedenklich da auch das PLA sich erst nach mehr als 40 Jahren zersetzt.
Fazit: Aufgrund der bedenklichen ökologischen Eigenschaften vereint mit den technischen Vorteilen dieses Systems, halten wir diese für die Beste Wahl, wenn es unbedingt ein Hybridrasensystem sein muss.
Vergleich der Anschaffung und Instandhaltungskosten*
Fazit für wen eignet sich ein Hybridrasensystem: Für Profivereine mit großem finanziellen Background. Hybridrasensysteme sind weniger geeignet für den Breitensport.
Grundlegend zur Nachhaltigkeit: Aufgrund der geringen Lebensdauer und der nicht optimalen Rückführung in den Wirtschaftskreislauf sollte hier ein Kunstrasensystem oder ein konventionelles Naturrasensystem in Erwägung gezogen werden.
Sie sind neugierig geworden und möchten gerne mehr erfahren? Unsere Experten stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite.
*Folgende Randbedingungen wurden zu Grunde gelegt:
Platzgröße 6000 – 8000 m²
Die Neubaukosten verstehen sich als Zulage zu einem Naturrasenplatz mit DIN-Aufbau.
Die Lebensdauer wird begrenzt durch die Wasserdurchlässigkeit der jeweiligen Systeme.
Die Pflegekosten sind als Zulage zu den normalüblichen Pflegemaßnahmen und deren Kosten bei der Naturrasenpflege zu verstehen.
Die Rückbaukosten beinhalten den Ausbau des jeweiligen Systems, der weiteren Bearbeitung wie z.B. dem Sieben und der Entsorgung.